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Wertpapiergeschäft
Deka startet Blockchain-Plattform
Die grenzüberschreitende Abwicklung von Wertpapiergeschäften ist mühsam und aufwendig, weil viele Stellen zwischengeschaltet sind. Die Deka baut einen Schnellweg auf Blockchain-Basis.

Das Wertpapierhaus der Sparkassen hat täglich mit internationalen Wertpapier-Transaktionen zu tun, oft im Auftrag von Sparkassen und deren Kunden.

Doch solche Transaktionen müssen viele Hürden überspringen. Intermediäre, uneinheitliche Abwicklungsstandards und Regularien machen das Geschäft komplex und teuer. Deshalb hat die Deka nun einen neuen Weg entwickelt und mit ersten Transaktionen pilotiert.

Schnell und digital verschlüsselt

„Mitunter weiß man im heutigen Abwicklungsprozess nicht einmal, wo sich ein Wertpapier gerade befindet“, berichtet Michael Cyrus, Deka-Leiter Geld/Devisen, Repo/Leihe. Er und sein Team haben vor gut zwei Jahren damit begonnen, einen effizienteren Prozess zu entwickeln.

Daraus entstand der Prototyp des Digital Collateral Protocol (DCP), das als Lösung für die gesamte Branche konzipiert ist. Das DCP soll es ermöglichen, externe Kosten für internationale Wertpapier-Transaktionen um mehr als die Hälfte zu senken.

Entwickelt mit seinem Deka-Team effizientere Wertpapierprozesse: Experte Michael Cyrus.

Das DCP nutzt dafür die Distributed Ledger Technologie (DLT), auf der auch die Blockchain-Verschlüsselung aufsetzt. So können Abwicklungsprozesse besser gesteuert und schlanker bearbeitet werden, denn das DCP verbindet Hauptverwahrstellen direkt miteinander. Die bisher gängige Struktur vielfacher gegenseitiger Unterbestätigungen entfällt weitgehend. Zeit wird’s, findet die Deka.

Heute Wertpapiere, morgen digitale Wertpapiere oder Tokens

Im ersten Schritt wird die Deka die Abwicklung herkömmlicher Wertpapiere über die neue Plattform leiten. Das bietet sich an, weil dieser Bereich bereits durch Regulierung vorstrukturiert ist.

In einem späteren Schritt könnten auch andere „Wertaufbewahrungsformen“ über das DCP abgewickelt werden, etwa tokenisierte Papiere. Die technische Basis ist mit dem DCP bereits geschaffen.

Das Digital Collateral Protocol ist zudem eine Antwort auf kommende Regulierung. Denn künftig können Emittenten von Schuldverschreibungen und Fondsanteilen ihr jeweils eigenes Register für elektronische Wertpapiere führen.

Damit steigt die Zahl der Stellen, die untereinander sicher kommunizieren wollen. Mit dem DCP wirkt die Deka dieser zusätzlichen Fragmentierung des Markts entgegen, unterstützt eine klare Standardisierung und hilft, Liquidität zu bündeln.

Das Digital Collateral Protocol (DCP) auf Blockchain-Basis soll die externen Kosten für internationale Wertpapier-Transaktionen um mehr als die Hälfte senken. Die Deka bringt für die Branche einen Prototypen zur Marktreife.

Testläufe geglückt, auch bei echtem Handel

Nach geglückten Test-Transaktionen über das DCP, hat die Deka nun bereits echte Handelsvorgänge am Markt über die neue Plattform rechtswirksam abgewickelt.

Den Gegenpart übernahm die Privatbank Hauck & Aufhäuser. In einer Pilottransaktion wurde eine Wertpapierleihe mit zwei festverzinslichen Wertpapieren gehandelt und über das Digital Collateral Protocol nahtlos in die eigenen Systeme geleitet.

Was heute noch Einzelfall ist, kann in wenigen Jahren schon das Massengeschäft prägen. Das ist auch für die Sparkassen wirtschaftlich interessant.

Konsortium soll DCP-Plattform auf den Markt bringen

Denn DCP könnte den Sparkassen digitale Wertpapiere auf schnelle und einfache Art und Weise zugänglich machen – und dank der schlanken Abwicklung Kosten sparen.

Den weiteren Roll-out der Plattform soll ein Konsortium von Wertpapierfirmen umsetzen, berichtet Michael Cyrus. Die Deka spricht derzeit mit zehn bis 15 Banken, um eine solche Start-up-Gesellschaft zu gründen.

Die Betreibergesellschaft soll bis zum Ende des zweiten Quartals stehen. Das Wertpapierhaus der Sparkassen setzt damit einen neuen Standard in der Wertpapierabwicklung. 

Anke Bunz
– 22. Januar 2021