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NFT-Assets
Neuer Markt für Broker und Versicherer
Non Fungible Token (NFT) und das neue Gesetz zu elektronischen Wertpapieren bieten vielen Anlegern ganz neue Möglichkeiten, etwas besitzen zu können, beispielsweise Kunstwerke. Aber wie nachhaltig ist das alles, und wie versichert man ein Token? Eine Podiumsdiskussion.

Das traditionsreiche Auktionshaus Christie’s in London hat im Frühjahr erstmalig eine digitale NFT-Collage des Künstlers Beeple für 69 Millionen Dollar versteigert. Die Motivation für solche Geschäfte mag irgendwo zwischen Kunst-, Technik- und Anlageinteresse liegen. Der Gesamtmarkt für digitale Assets soll sich jedenfalls bis 2024 versechsfachen, sagen Experten.

Non Fungible Token (NFT) können reale Vermögenswerte wie Kunstwerke repräsentieren und in einer Blockchain abbilden. Deutschland hat mit dem Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) die Digitalisierung des Wertpapierrechts eingeleitet und damit auch die Voraussetzungen für digitalen Kunsthandel geschaffen.

Jeder kann also heute mit einem Token auch Bruchteilseigentum an Kunstwerken erwerben, die Bafin hat das offiziell als Wertpapierbesitz eingestuft, so Dekabank-Vorstandsmitglied Daniel Kapffer.

Zwar fehle es auf dem Markt für tokenisierte Sach- und Kunstwerte zwar zurzeit noch an Rechtssicherheit und vertrauenswürdigen Anbietern, so die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe. Aber perspektivisch sei in der Tat mit wachsender Nachfrage zu rechnen. Involvierte Unternehmen der Finanzbranche sollten sich hier frühzeitig positionieren.

 

Podiumsdiskussion des Versicherungsmaklerbüros Zilken Fine Arts bei der Art Cologne (von links): Moderator Peter Grabowski, Birgit Vikas, Geschäftsführerin, Kunsttrans Spedition; Alexander Wiebe, Geschäftsführer HDI Global Specialty Underwriting Agency; Günter Winands, Amtschef bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien; Isabel Apiarius-Hanstein, Kommanditistin, Kunsthaus Lempertz; Stefan Kobel, Journalist
 

NFTs – Kunst oder digital verbriefte Besitzrechte?

NFTs sind überprüfbare Authentizitäts- und Eigentumsnachweise innerhalb eines Blockchain-Netzwerks, die untereinander nicht ersetzbar oder austauschbar sind, erläutern Experten des DSGV-Projekts Digitale Agenda 2.0. Aber wie versichert man NFTs? Das ist eine zurzeit wohl noch völlig offene Frage, die Cyberrisiken ebenso betrifft wie Diebstahlrisiken.

Das zeigte jetzt eine Podiumsdiskussion auf der Kunstmesse Art Cologne. „Preis. Wert. Nachhaltig? – Die Kunst, das Klima und die Versicherung“ hieß die Veranstaltung des Versicherungsmaklerbüros Zilkens Fine Art.

Die Integration von NFTs in den Kunstmarkt biete in erster Linie die Möglichkeit, Unikate sicher und transparent verkaufen zu können, sagte Stephan Zilkens, Geschäftsführer von Zilkens Fine Art. Ob es sich bei NFTs um Kunst handele, entscheide jeder selbst.

Transparente Verkaufsprozesse – fälschungssicherer Kunsterwerb

Ein weiterer wichtiger Vorteil von Kryptokunst sei Fälschungssicherheit. Wer einen NFT erwerbe, bleibe der einzige Käufer. Es könne sich um ein digitales Kunstwerk handeln oder auch um Tweets oder Videos.

Versicherungstechnisch seien NFTs allerdings noch Neuland, so Zilkens, „denn sie haben nichts mit klassischer Kunst, wohl aber viel mit Cyberrisiken zu tun“. Die Versicherungswirtschaft stelle derzeit keine adäquate Deckung zur Verfügung.

Und wie steht es um die Nachhaltigkeit? Digitale Kunst ermöglicht Händlern zwar, bei Transportwegen, Verpackungen und Messepräsenzen zu sparen. Aber Token funktionieren auf Blockchainbasis, und die Blockchain verbraucht bekanntlich Unmengen an Energie. Es sei insofern „alles andere als nachhaltig“, ein NFT zu erstellen, so die Versicherungsexperten von Zilkens Fine Art.

Kunstmarkt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Günter Winands, Amtschef bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, brachte die allgemeinen behördlichen Ansprüche so zum Ausdruck: „Auch der Kunst- und Kultursektor trägt eine Mitverantwortung beim notwendigen ökologischen Umbau unserer Gesellschaft.“

Aus Sicht der Bundesregierung müssten ökologische Mindeststandards auch in der Kulturbranche gelten, etwa bei „Mobilität, Veranstaltungsmanagement oder Materialauswahl“, auch im Hinblick auf Förderrichtlinien, so Winands.

Dass der Nachhaltigkeitsdiskurs im Kunsthandel angekommen sei und auch Kunstwerke einen CO2-Fußabdruck haben, erläuterte Birgit Vikas, Geschäftsführerin des Unternehmens Kunsttrans Spedition.

„Die führenden Kunstspediteure setzen schon seit Jahren auf die Reduktion von Treibhausgasen, sei es durch nachhaltige Depots, kombinierte Transporte oder die ökologische Beratung von Kunden. “ Die Entwicklung neuer Techniken bei Material und Transport laufe aber erst langsam an. Das bremse den Plan, weitestgehend CO2-neutrale Dienstleistungen zu erbringen, so Vikas.

 

NFT-Auktion bei Christie's in New York Ende September. Im Frühjahr versteigerte das Auktionshaus eine digitale NFT-Collage des Künstlers Beeple für 69 Millionen Dollar.
Christoph Becker (Foto oben: dpa)
– 25. November 2021