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Verbundabschluss 2020
Hessen-Thüringen mit ordentlichem Ergebnis
Die Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen hat im Geschäftsjahr 2020 ein nach eigenen Angaben achtbares Ergebnis erzielt. Laut Verbundabschluss erreichte sie ein Ergebnis vor Steuern von 724 Millionen Euro.

„Trotz Rückgang sind wir mit diesem Resultat angesichts der Coronakrise und der schwierigen Rahmenbedingungen zufrieden, denn unsere operative Ertragskraft ist intakt“, zog Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen (SGVHT), Bilanz. Während der Zinsüberschuss vor Risikovorsorge praktisch stabil geblieben sei, wurde das Provisionsergebnis deutlich gesteigert. Gleichzeitig wuchs der Verwaltungsaufwand nur moderat.

„Für das spürbar gesunkene Ergebnis zeichneten in erster Linie Sonderfaktoren wie der zum Teil vorsichtsgetriebene Anstieg der Risikovorsorge im Kreditgeschäft als Folge der Pandemie und vor allem temporäre Bewertungseffekte nach IFRS verantwortlich, die sich bei der vorliegenden Bonität der zugrundeliegenden Finanzaktiva im Zeitablauf ausgleichen“, so Grandke weiter.

Die Gruppe veröffentlicht jedes Jahr auf freiwilliger Basis einen an die IFRS-Rechnungslegungsvorschriften angelehnten Verbundabschluss, der den wirtschaftlichen Erfolg des Verbundes in Hessen-Thüringen misst und so einen wichtigen Teil des Verbundkonzepts bildet. Mit diesem Konzept will sich die Gruppe als wirtschaftliche Einheit von rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen Unternehmen mit einer gemeinsamen Geschäfts- und Risikostrategie sowie einem gemeinsamen Risikomanagementsystem und einem zusätzlichen Reservefonds präsentieren.

Verbund-Rating dokumentiert Einheit

Auf der Grundlage der Verbundrechenschaftslegung verleihen die Rating-Agenturen Fitch und Standard & Poor’s der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen seit Jahren ein echtes Verbund-Rating. Es dokumentiert die wirtschaftliche Einheit des Verbundes, kann aber auch von jedem Institut des Verbundes im Rahmen seiner Kapitalmarktaktivitäten genutzt werden.

Auch während des gesamtwirtschaftlich schwierigen letzten Jahres wurde die Gruppe von Fitch und Standard & Poor’s unverändert mit ‚A+‘ beziehungsweise mit ‚A‘ bewertet.

Fitch hat das Rating von ‚A+‘ aktuell bestätigt. Dagegen hat Standard & Poor’s das Rating für die Gruppe im Zuge einer methodischen Anpassung für Banken, die im deutschen Markt tätig sind, im Juni 2021 um einen Notch auf ‚A-‘ herabgesetzt.

23.500 Mitarbeiter im regionalen Verbund

In den Verbund sind im Wesentlichen die Sparkassen in den beiden Bundesländern sowie der Konzern der Landesbank Hessen-Thüringen einbezogen, zu dem unter anderem die LBS Hessen-Thüringen zählt. Der Konzern der SV Sparkassenversicherung Holding AG geht at Equity in die Verbundrechenschaftslegung ein.

Die Gruppe beschäftigt rund 23.500 Mitarbeiter (ohne SV). Mit einer Bilanzsumme von 332,2 Milliarden Euro nimmt die Gruppe im Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft in den beiden Bundesländern eine hervorgehobene Rolle ein, was auch für das Bausparkassengeschäft und die Gebäudeversicherung gilt.

Kundengeschäft weiter dynamisch

Die Bilanzsumme der Gruppe ist 2020 nicht zuletzt aufgrund einer gestiegenen Liquiditätsbevorratung und eines regen Kundengeschäfts um 23,2 Milliarden Euro beziehungsweise 7,5 Prozent auf 332,2 Milliarden Euro gewachsen.

Auf der Aktivseite erhöhten sich der Kassenbestand sowie die Sichtguthaben bei Zentralnotenbanken und Kreditinstituten um 17,3 Milliarden Euro beziehungsweise 86,5 Prozent auf 37,3 Milliarden Euro. Gleichzeitig legten die Forderungen an Kunden um 4,2 Milliarden Euro beziehungsweise 2,3 Prozent auf 187,0 Milliarden Euro zu.

Auf der Passivseite zeichneten die Verbindlichkeiten von Kreditinstituten beziehungsweise Kunden für das Wachstum der Bilanzsumme verantwortlich. Sie erhöhten sich um 57,3 Prozent auf 58,5 Milliarden Euro respektive 7,8 Prozent auf 157,9 Milliarden Euro.

Gruppe baut ihre Rücklagen trotz Coronakrise weiter aus

Das bilanzielle Eigenkapital der Gruppe hat sich 2020 um 0,6 Milliarden Euro beziehungsweise 2,6 Prozent auf insgesamt 23,6 Milliarden Euro verbessert. „Wir haben unsere ohnehin schon komfortablen Puffer erneut ausgebaut, um die etwaigen realwirtschaftlichen Folgeschäden der Coronapandemie noch besser abfedern zu können. Unser Verbund steht auf einer sehr soliden Kapitalbasis. Er zeichnet sich durch eine stabile Risikotragfähigkeit aus, die ihre Kraft aus der charakteristischen Kombination aus dem eher kleinteiligen Sparkassengeschäft und dem großvolumigen Geschäft der Landesbank im Wholesale-Bereich zieht“, erklärte Grandke.

Sondereffekte belasten Ergebnis

Neben den Dauerbrennern des Tiefzinsumfeldes, eines intensiven Wettbewerbs und der umfangreichen regulatorischen Anforderungen wurde die Ertragslage des deutschen Bankensektors 2020 vor allem durch die konjunkturellen Risiken der Coronapandemie belastet. Vor diesem Hintergrund fiel das Ergebnis im Verbund im Berichtsjahr zufriedenstellend aus.

Das Ergebnis vor Steuern ging zwar von knapp 1,5 Milliarden Euro auf 724 Millionen Euro zurück und lag damit nach dem sprunghaften Anstieg im Vorjahr (plus 52 Prozent) um 50,3 Prozent niedriger. Wie 2019 waren für diese Entwicklung vor allem einmalige Sondereffekte verantwortlich. So wies das Ergebnis aus zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten 2020 einen Verlust von 114 Millionen Euro aus. Im Vorjahr hatte noch ein positiver Beitrag von 357 Millionen Euro zu Buche geschlagen.

Zinsüberschuss nahezu stabil

Dagegen konnte der Zinsüberschuss vor Risikovorsorge als wichtigster Ertragsbringer trotz des anhaltenden Drucks auf die Zinsmarge nahezu stabil gehalten werden. Er verringerte sich um 1,4 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig hat die Gruppe ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft 2020 wegen der konjunkturellen Nachwehen von Corona auf 400 Millionen Euro mehr als verdoppelt, was den Zinsüberschuss nach Risikovorsorge entsprechend schmälerte.

Dagegen konnte der Provisionsüberschuss weiter ausgebaut werden. Er verbesserte sich um 63 Millionen Euro beziehungsweise 5,7 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Nur moderat hat sich der Verwaltungsaufwand erhöht, der um 1,2 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro nach oben ging. Das um den Ertragsteueraufwand bereinigte Jahresergebnis ging im Vergleich zum Vorjahr um 583 Millionen Euro auf 555 Millionen Euro zurück. Die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern sank von 6,5 Prozent auf 3,1 Prozent, während die Cost-Income-Ratio von 66,8 Prozent auf 74,8 Prozent zulegte.

Prognose 2021: Basisszenario geht von Ergebnissteigerung aus Corona wird auch das Geschäftsjahr 2021 beeinflussen. „Es ist davon auszugehen, dass sich die Wirtschaft im Jahresverlauf weiter erholen wird. Das Ausmaß dieser Erholung hängt vom künftigen Verlauf der Pandemie ab. Im Basisszenario für das laufende Jahr erwarten wir beim Ergebnis vor Steuern eine Steigerung. Das risikobewusste und stabile Geschäftsmodell unserer Gruppe hat sich gerade auch in der Pandemie bewährt. Ich bin deshalb überzeugt, dass wir aus der Coronakrise gestärkt hervorgehen werden“, schloss Grandke.

Die Verbundzahlen auf einen Blick finden Sie im Internet unter diesem Link.

(Bild oben: dpa)
– 23. Juli 2021