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Schleswig-Holstein
Nord-Sparkassen sorgen vor
Auch im Coronajahr waren Kredit- und Einlagegeschäft bei den elf Sparkassen in Schleswig-Holstein auf Kurs. Dennoch hinterlassen Corona und die Zinssituation Spuren.

„2020 war ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches, für viele Menschen extrem herausforderndes Jahr. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie prägen daher auch die Arbeit und die Ergebnisse der schleswig-holsteinischen Sparkassen“, resümiert Oliver Stolz, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein.

Die Sparkassen haben auch 2020 weiter intensiv an ihrer Zukunft gearbeitet und belegen diese Anstrengungen durch positive Jahresergebnisse. Das Geschäftsvolumen stieg kräftig um 8,1 Prozent auf 45,8 Milliarden Euro.

Das Betriebsergebnis vor Bewertung erreichte mit 343 Millionen Euro ein vergleichbares Niveau wie im Vorjahr (plus 0,5). Hier zeigt sich, dass die Sparkassen trotz des sinkenden Zinsüberschusses sehr gut gewirtschaftet haben. In Bezug auf die durchschnittliche Bilanzsumme (DBS) sank die Quote jedoch von 0,83 Prozent auf 0,79 Prozent.

 

Oliver Stolz, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein.


Zinsüberschuss unter Druck

Der Zinsüberschuss reduzierte sich bei allen schleswig-holsteinischen Sparkassen und sank auf 706,1 Millionen Euro (minus 1,5 Prozent). Damit betrug er nunmehr 1,62 Prozent (minus 0,12 Prozentpunkte) der durchschnittlichen Bilanzsumme. Der negative Trend setzt sich seit 2015 (2,13 Prozent) unter dem Druck der Marktzinsen fort.

Die Steuerzahlungen stiegen auf 93,9 Millionen Euro an (plus 26,5 Prozent). Das Jahresergebnis nach Steuern sinkt auf 53,0 Millionen Euro (Vorjahr 98,7 Millionen Euro). Die starken Schwankungen bei den Steuerzahlungen und im Jahresergebnis nach Steuern resultieren aus Sondereffekten im Jahr 2019.

Zu den Jahresergebnissen sagte SGVSH-Präsident Stolz: „Das Kreditgeschäft ist und bleibt der Motor der soliden Jahresergebnisse der schleswig-holsteinischen Sparkassen. Allerdings können die gestiegenen Kreditvergaben das weitere Abschmelzen des Zinsüberschusses nicht kompensieren.“

Die Sparkassen Schleswig-Holsteins legen großen Wert auf eine angemessene Risikovorsorge, um auch für einen Anstieg von Kreditausfällen gewappnet zu sein. Dazu bildeten die Sparkasse vermehrt Rücklagen. 2020 erhöhten die Sparkassen ihre Eigenmittel auf 4,26 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,07 Milliarden Euro). Die Kernkapitalquote stieg von 13,97 auf 14,88 und liegt damit deutlich über den gesetzlichen Anforderungen.

Zudem gelang es den Sparkassen trotz zusätzlicher Investitionen in mobiles Arbeiten und den Gesundheitsschutz ihre Cost-Income-Ratio mit 66,1 Prozent zu festigen (Vorjahr: 66,5 Prozent).

Pandemiefolgen noch schwer abschätzbar

„Die längerfristigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie werden sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Eine seriöse Prognose zu den bilanziellen Entwicklungen kann heute noch nicht getätigt werden. Wir rechnen aber mit Wertberichtigungen in den Bilanzen der Sparkassen in den nächsten Jahren“, stellt Dirk Franzenburg, Leiter der Prüfungsstelle des Sparkassen- und Giroverbandes, fest.

Die Investitionsfreude im Land ist weiterhin ungebrochen. Im Jahr 2020 haben die Sparkassen Schleswig-Holsteins Zusagen für Darlehen in Höhe von 6,7 Milliarden Euro (plus 11,3 Prozent) gegeben. Dieser Zuwachs ist bei Firmen- wie Privatkredit-Zusagen gleichermaßen festzustellen: Die Zusagen an Firmenkunden betrugen 4,5 Milliarden Euro (plus 11,6 Prozent), Darlehenszusagen an Privatpersonen: 2,2 Milliarden Euro (plus 9,8 Prozent).

Der Kreditbestand für Unternehmen und Selbstständige stieg um 5,1 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Auch der Bestand an Krediten für Privatpersonen stieg um 3,0 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro. Zusammen mit den Kreditvergaben an öffentliche Haushalte und weitere Kreditnehmer ergibt sich ein Bestand an Ausleihungen von insgesamt 34,6 Milliarden Euro (plus 4,2 Prozent).

Die Einlagenvolumina sind im Krisenjahr 2020 um 9,0 Prozent stark gestiegen. Das Gesamtvermögen der Einlagen bei den schleswig-holsteinischen Sparkassen beträgt mit Ablauf des Jahres 33,7 Milliarden Euro. Dabei ist der Geldzuwachs auf Konten mit täglicher Verfügbarkeit am höchsten: 25,1 Milliarden Euro liegen auf diesen Konten, eine Steigerung um 14,8 Prozent.

Wertpapiere als Anlagealternative

„Wir freuen uns, dass unsere Kundinnen und Kunden ein so hohes Vertrauen in ihre Sparkassen haben und ihr Guthaben in unsere Obhut geben“, so Stolz. Die Zinsentwicklung am Markt entziehe dem klassischen Sparen jedoch seit einigen Jahren die Grundlage. „Daraus ergibt sich für die Sparkassen die wichtige Zielsetzung, ihren Kundinnen und Kunden alternative Anlagestrategien zum klassischen Sparen zu empfehlen. Dazu beraten die Sparkassen intensiv und mit zunehmendem Erfolg zum Beispiel zu Wertpapieren und in Immobilienfonds.“

Im Jahr 2020 konnten Umsätze im Wertpapiergeschäft in Höhe von 4,1 Milliarden Euro erzielt werden, ein Plus von 31,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere die Käufe der Kundinnen und Kunden haben sich deutlich erhöht. Hier konnte ein Anstieg von 35,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro erreicht werden. Den höchsten Anteil am Gesamtumsatz haben dabei Investmentfonds mit 1,7 Milliarden Euro.

Die Depotbestände haben sich um 531 Millionen Euro. Die beiden Anlagearten Aktien und Investmentfonds konnten in den Depots gesteigert werden, die Anlageart der festverzinslichen Wertpapiere ging jedoch zurück.

Entgelte nicht immer vermeidbar

Entgelte auf die privaten Einlagen der Kundinnen und Kunden zu erheben, hätten die Sparkassen stets vermieden. Die Sparkassen könnten sich jedoch in ihrer geschäftspolitischen Verantwortung nicht vom Marktgeschehen entkoppeln. Die Weitergabe negativer Zinsen auf die Einlagen ihrer Kundinnen und Kunden sei daher für Sparkassen erforderlich, um vor dem Hintergrund der Zinsentwicklungen am Markt wettbewerbsfähig bleiben zu können.

„Es widerstrebt den Sparkassen zutiefst, auf die Einlagen ihrer Kundinnen und Kunden Entgelte zu erheben, anstatt diese angemessen zu verzinsen“, unterstrich Stolz. Die aktuelle Zinssituation erfordere jedoch, dass die Sparkassen handeln. „Daher können Entgelte für bestimmte Einlagenhöhen nicht immer vermieden werden. Das Ziel ist und bleibt, die Kosten des Einlagengeschäftes durch die erforderliche Einlagensicherung auf einem verantwortbaren Niveau zu halten.“

Verbändekooperation als Modell

Die Mehrverbände-Kooperation mit dem Sparkassenverband Niedersachsen, dem Sparkassenverband Bayern und dem Ostdeutschen Sparkassenverband und dem SGVSH sei schon kurz nach ihrem Beginn ein echter Erfolg. Verbandsgeschäftsführer Harald Weiß: „Mit dieser Form der Zusammenarbeit bietet der SGVSH den Sparkassen Schleswig-Holsteins den gleichen Service, ohne dabei als Vollverband aufgestellt sein zu müssen. Das jeweils federführende Know-how in der Finanzgruppe steht den Sparkassen damit zur Verfügung und es werden Doppelstrukturen vermieden. Damit haben wir in der Sparkassen-Finanzgruppe eine Vorreiterrolle eingenommen, die Nachahmer finden wird.“

6. Mai 2021