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Risiko-Fachtagung / Nachhaltigkeitsmanagement
„Eine lohnende Transformation“
Die Bankenaufsicht greift die Pariser Klimaziele auf und leitet daraus Anforderungen für Kreditinstitute ab. Das bedeutet Aufwand, birgt aber auch neue Ertragschancen.

Die EU will Treibhausgase bis 2030 mehr als halbieren und bis 2050 klimaneutral sein. Alle Wirtschaftssektoren sollen einen Beitrag zu diesem „Green Deal“ leisten – mit der Finanzwirtschaft als Hebel. Das bedeutet ein neues „Zählen, Messen, Wiegen“ im Risikomanagement und im Kerngeschäft der Sparkassen.

„In allen Bereichen nachhaltig wirtschaften“

„Auch die Bankenaufsicht greift die Pariser Klimaziele auf und macht daraus Regulatorik für die Finanzwirtschaft“, erläuterte Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), bei der diesjährigen Risikofachtagung des DSGV in Berlin. Die Botschaft von Politik und Markt sei klar: „Um zukünftig im Markt bestehen zu können, müssen Finanzinstitute in allen Bereichen nachhaltig wirtschaften.“

 

„Auch die Bankenaufsicht greift die Pariser Klimaziele auf und macht daraus Regulatorik für die Finanzwirtschaft.“

Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands.


Tiefer mit den Geschäften der Kunden befassen

Die Bafin erwarte inzwischen mindestens, dass sich Sparkassen nachweislich mit dem Thema befassen, ihre wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken kennen und sie ganzheitlich in ihre Geschäftsstrategie aufnehmen. „Nachhaltigkeitsrisiken sind keine eigene Risikokategorie“, so Schackmann-Fallis. „Sie machen es aber nötig, sich noch einmal tiefer als bisher mit der Geschäftstätigkeit der eigenen Kunden zu befassen.“

Von Depot-A-Engagements bis zum Vertrieb

Die Kreissparkasse Waiblingen hat schon 2011 das Thema Nachhaltigkeit mit einem hausinternen Projekt in den Fokus genommen. 2012 pilotierte die Sparkasse dann den Nachhaltigkeits-Check des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW), berichtete Ines Dietze, die Vorsitzende des Vorstandes, bei der Fachtagung. „Man muss erst mal die eigenen Stärken und Schwächen richtig erheben, um dann gezielt steuern zu können.“

Mit dieser ersten Erhebung konnte die Kreissparkasse auf die wichtigsten Stakeholder zugehen – Verwaltungsrat, Kunden und Öffentlichkeit. Durch die feste Etablierung eines Nachhaltigkeitsmanagements fand zudem eine stetige Weiterentwicklung in allen Unternehmensbereichen statt – von Depot-A-Engagements bis hin zum Sparkassenbetrieb.

 

„Man muss erst mal die eigenen Stärken und Schwächen richtig erheben, um dann gezielt steuern zu können.“

​​​​​Ines Dietze, Vorsitzende des Vorstandes der Kreissparkasse Waiblingen.


Kunden und Geschäftsbetrieb

Waiblingen war im Jahr 2013 eine der Pilotsparkassen für das Format „Bericht an die Gesellschaft“. Das zugrunde liegende Indikatoren-Set wurde vom DSGV gerade als Projektsteckbrief neu aufgelegt. Der Dialog mit Kundinnen und Kunden wurde ebenso ausgebaut wie das Angebot an nachhaltigen Produkten. Dazu zählen nachhaltige Anlagemöglichkeiten ebenso wie Förderkredite für private und gewerbliche Kunden.

Ein besonderes Anliegen der Kreissparkasse ist es, den eigenen Geschäftsbetrieb nachhaltig zu gestalten. So wurde und wird bei Um- und Neubauten konsequent auf umweltverträgliche Lösungen gesetzt. Seit 2018 ist eine Lieferantenvereinbarung zur Einhaltung ökonomischer, sozialer und ökologischer Standards im Einsatz.

Im Gesamthaus wird seit 2019 ausschließlich Ökostrom genutzt, die Dienstwagenflotte und der Postversand auf klimaneutrale Lösungen umgestellt. Die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit werden unter anderem durch die neue Stiftung für Gesundheit und Bildung, ein Spendenportal und das vielfältige Engagement für Vereine und Schulen gelebt.

Reputationsrisiken leichter aufspüren

Der DSGV unterstützt eine aktive strategische Positionierung der Sparkassen zur Nachhaltigkeit. Dazu wurde bisher neben dem einen Leitfaden zur Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen auch eine Nachhaltigkeitsinventur bereitgestellt. Damit können Institute Risiken aus dem Kredit- und Anlagegeschäft, aber auch Reputationsrisiken leichter aufspüren.

„Wenn wir uns dieser Aufgabe wirklich annehmen, können wir aus Vorgaben und Risiken neue Formen der Wertschöpfung und Erträge machen“, warb DSGV-Geschäftsführer Schackmann-Fallis. „Das ist eine lohnende Transformation.“

Anke Bunz
– 11. Dezember 2020