Die zum Jahresende 45 Mitgliedssparkassen im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) sind mit Blessuren durch das Coronajahr 2020 gekommen. Die Sparkassen vergaben insgesamt neue Kredite in Höhe von 13,68 Milliarden Euro und damit 18,6 Prozent mehr als 2019.
Einen Rekord gab es aber auch bei den Einlagen: Das Volumen stieg um 9,6 Prozent (10,5 Milliarden Euro) auf 120 Milliarden Euro. „Die Kunden haben uns im Krisenjahr 2020 mehr denn je ihr Geld anvertraut“, sagte der Geschäftsführende OSV-Präsident Michael Ermrich. „Unseren Sparkassen fehlen jedoch Möglichkeiten, diese Gelder zu investieren beziehungsweise zinsbringend anzulegen.“
Kunden müssen möglicherweise künftig mehr zahlen
Grund sei die langanhaltende Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die die Institute vor große Probleme stelle und letztlich das Geschäftsmodell der Sparkassen gefährde. Wegen des sinkenden Zinsüberschusses, dem größten Ertragsbringer der Sparkassen, schließt der OSV nicht aus, dass Kunden für Sparkassen-Leistungen künftig mehr zahlen müssten.
„Die Sparkassen wurden geradezu mit Ersparnissen geflutet“, sagte OSV-Geschäftsführer Wolfgang Zender. Was für die Institute in normalen Zeiten kostengünstige Liquidität bedeutet, führt nach OSV-Einschätzung seit sechs Jahren zu Extra-Belastungen.
Betriebsergebnis sinkt erneut
Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank 2020 um 3,5 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro und damit das dritte Jahr in Folge. Seit 2018 hätten die Sparkassen insgesamt rund 166 Millionen Euro Gewinn eingebüßt, sagte Ermrich. Dies entspreche den Mitteln, die die Ost-Sparkassen in den vergangenen rund dreieinhalb Jahren für die Unterstützung von Kultur, Sport, sozialen Projekten und die Bildung bereitgestellt haben.
Öffentlicher Auftrag infrage gestellt
Es falle Sparkassen zunehmend schwer, den öffentlichen Auftrag umzusetzen. „Sparkassen sind kein Selbstzweck“, so Ermrich. „Sie gibt es, weil es der Wille der Bürgerinnen und Bürger ist, öffentliche Sparkassen zur Daseinsvorsorge zu haben. Das hat etwas mit Demokratie und mit kommunaler Selbstverwaltung zu tun. Beides wird mit der Minuszinspolitik und mit der überzogenen Regulierung systematisch konterkariert.“
Gewinn dürfte weiter sinken
Der Gewinn dürfte auch 2021 sinken, sagte Zender. „Der Zinsüberschuss bröckelt und bröckelt.“ Die Sparkassen hätten zwar seit 2014 den Provisionsüberschuss um rund 30 Prozent gesteigert. „Das reicht aber bei Weitem nicht aus“, um die Rückgänge im Zins-und Provisionsgeschäft auszugleichen, warnte Zender. (DSZ mit rtr)