Zurück
Nachhaltigkeitsmanagement / Tipps
Kleiner grüner Fußabdruck
Eine fachlich solide Klimabilanz zu erstellen, klingt kompliziert. Doch mit sieben Kennzahlen können Sparkassen das Wesentliche erfassen. Software gibt es gratis.

Der Umweltverbrauch des eigenen Geschäftsbetriebs war bisher vor allem aus wirtschaftlichen Gründen interessant – Strom, Gas, Wasser oder Papier sollten möglichst effizient eingesetzt werden, um Betriebskosten zu sparen.

Doch längst brauchen Sparkassen diese Daten auch als Nachweis ökologischer Nachhaltigkeit – entweder für nichtfinanzielle Berichte, im Rahmen der Selbstverpflichtung zu nachhaltigem Wirtschaften oder als Teil der hauseigenen Klimastrategie.

Wieviel Treibhausgasemissionen also entstehen durch die betriebliche Arbeit – und geht’s auch mit weniger?

Wo fängt man an

Oliver Schmid-Schönbein ist seit vielen Jahren für den Verband für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft (VfU) für die sogenannten „VfU-Kennzahlen“ zuständig. Der Unternehmensberater sagt: „Um den „ökologischen Fußabdruck“ einer Sparkasse zu ermitteln, genügen im ersten Schritt sieben Kennziffern: Gebäudeenergie, Geschäftsverkehr, Papierverbrauch, Wasserverbrauch, Abfälle, Kühl- und Löschmittelverluste.“

Aus diesen sechs Kategorien kann man die resultierenden Treibhausgasemissionen berechnen – und diese Gesamtsumme ist die siebte Kategorie, nach der Sparkassen steuern können.


„Jede Klimastrategie beginnt damit, dass man weiß, wo man steht.“

Oliver Schmid-Schönbein, geschäftsführender Partner der E2 Management Consulting AG, Zürich, und verantwortlich für die VfU-Kennzahlen beim Verband für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft (VfU)

Die großen Hebel

Den größten Anteil am ökologischen Fußabdruck hat alles, was mit Energie zu tun hat: der Stromverbrauch in Gebäuden und bei Technik, Heizenergie und IT.

„Zusammen mit dem Geschäftsverkehr macht das 70 bis 80 Prozent des CO2-Ausstoßes von Sparkassen aus“, sagt Schmid-Schönbein. „Papierverbrauch, Abwasser oder Abfälle sind zwar optisch sichtbarer, aber von der Klimawirkung her sind sie weniger bedeutsam.“

Eingerechnet werden zum Beispiel Bargeldlogistik, Materialtransporte und Kundenbesuche, privates Pendeln jedoch nicht, „weil es letztlich auf einer persönlichen und nicht betrieblichen Entscheidung beruht, wo man wohnt und wie man zur Arbeit fährt“.

Umrechnung per Shareware

Die notwendigen Angaben finden Sparkassen unter anderem in den Abrechnungen ihrer Zulieferer und Energieversorger. Für die Erfassung und Auswertung schätzt der VfU rund drei bis fünf Tage pro Jahr pro Sparkasse, je nach Größe des Betriebs und des Filialnetzes.

Die Umrechnung von Kilowattstunden Strom, Kubikmetern Wasser oder Tonnen Müll in Treibhausgas-Emissionen übernimmt ein vom VfU bereitgestelltes Excel-Tool. Es wurde gezielt für die Finanzwirtschaft entwickelt, ist langjährig am Markt und kann kostenfrei genutzt werden.

„Das VfU-Tool ist Shareware. Das bedeutet: Es gibt keinen Administrator, aber man kann sich mit Hilfe eines begleitenden Schlussberichts selbst durcharbeiten. Dafür gibt es auch keinen Kostenaufwand für Institute, die in die Klimabilanzierung einsteigen wollen“, erklärt Schmid-Schönbein.

Für Reporting nutzbar

Die vom VfU-Tool ermittelten Daten sind mit allen für Sparkassen relevanten, nationalen und internationalen Reporting-Standards kompatibel. Sie ermöglichen auch, die eigenen CO2-Emissionen tiefergehend zu analysieren. „Allein für ‚Strom‘ haben wir 17 mögliche Unterkategorien.“

„CO2 ist eine Währung, die uns zeigt, wo die Prioritäten liegen und wo es sich lohnt, zu investieren.“

Schmid-Schönbein erklärt: „Wer beim Strom einfach ‚Deutschlandmix‘ anklickt, erhält CO2-Emissionen von rund 43 Tonnen pro 100‘000 Kilowattstunden Verbrauch. Wer aber differenzierter erfasst und auch einen substanziellen Anteil Ökostrom angeben kann, steht gleich deutlich besser da.“

Schwarmintelligenz der Nutzer

Das VfU-Tool konzentriert sich auf die typischen, betrieblichen Emissionen der Finanzwirtschaft. Für die Weiterentwicklung nutzt der VfU die Schwarmintelligenz der bereits über 300 Anwender. Alle drei Jahre gibt es ein größeres methodisches Update, zwischendrin kleine Versionswechsel. „Zum Beispiel haben wir im Dezember 2020 eine Funktion für die Berechnung von Emissionen im Homeoffice integriert“, berichtet Schmid-Schönbein.

Wichtig ist ihm, dass Institute durch die Erhebung eigener Umweltdaten üben, mit der Ressource ‚Klima‘ wirtschaftlich umzugehen. „CO2 ist eine Währung, die uns zeigt, wo die Prioritäten liegen und wo es sich lohnt, zu investieren.“

Mit der Umwelt wirtschaften

Wenn ein Institut energieeffizienter arbeitet, eine alte Heizung durch eine Wärmepumpe ersetzt und dann noch Ökostrom nutzt, reduziert es seine CO2-Emissionen radikal – und muss dann auch weniger investieren, um diesen Rest über Zertifikate zu kompensieren.

„In Zukunft wird es aber nicht nur um die direkten, eigenen Emissionen gehen“, sagt Schmid-Schönbein.“ Die Methodik wird gerade erweitert, um auch indirekte, finanzierte Emissionen zu erfassen – also zum Beispiel alles, was beim Hausbau anfällt, welcher von der Sparkasse finanziert wird.

„Man muss das realistisch sehen: Sparkassen haben eine Hebelwirkung bei der Vermögensbildung, aber eben auch bei den finanzierten wie auch den vermiedenen Treibhausgas-Emissionen“, sagt er.

„Um den „ökologischen Fußabdruck“ einer Sparkasse zu ermitteln, genügen im ersten Schritt sieben Kennziffern“, sagt Oliver Schmid-Schönbein.

Ein Tool für alle

Das VfU-Tool ist für Sparkassen aller Größen geeignet. Es gibt den Sparkassen, die die Klimaschutz-Selbstverpflichtung der deutschen Sparkassen unterzeichnet haben oder dies beabsichtigen, wichtige Anhaltspunkte zu ihrer Ausgangssituation in Sachen CO2-Emissionen.

Es unterstützt aber auch jene Institute, die nichtfinanzielle Daten berichten müssen. Und es schafft eine Datenbasis, auf deren Grundlage sich Gespräche mit Aufsicht, Prüfern, Verwaltungsräten und Kunden leichter führen lassen – also all jenen engen Beobachtern, die von einer Sparkasse nachhaltiges Wirtschaften erwarten.

Aktuell laufen mehrere Webinare zum VfU-Tool für interessierte Nutzer – das nächste am 22. April 2021, ausgerichtet von der Deka.

Sparkassen, die sich fortlaufend über Umsetzungshilfen rund um das Thema Nachhaltigkeit informieren möchten, können im Umsetzungsbaukasten den Steckbrief „Nachhaltigkeit“ als Favoriten abonnieren.

Anke Bunz
– 22. Februar 2021