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FI / Interview – Teil 5
Stabil bei einer Milliarde Euro – was die Sparkassen in die FI investieren
Auszug aus dem Interview mit Andreas Schelling.

Stichwort Investitionen – wie viel Geld stecken die Sparkassen insgesamt in die FI?
Schelling: Bis einschließlich 2026 werden der Finanz Informatik 250 Millionen Euro pro Jahr für OSPlus-Weiterentwicklungen im Basisangebot zur Verfügung stehen. Gegenüber der Zeit vor rund fünf Jahren, wo wir bei rund 120 Millionen Euro pro Jahr waren, ist das eine starke Steigerung, für die wir sehr dankbar sind.

Werden die Ausgaben der Sparkassen für die FI also künftig noch weiter steigen?
Schelling: Nein, wir haben uns dazu verpflichtet, die OSPlus-Basiskosten, mit denen diese Entwicklungen, aber auch der laufende Betrieb dieser Anwendungen abgedeckt sind, fünf Jahre lang stabil zu halten, bei jährlich 1,083 Milliarden Euro. Das ist sehr herausfordernd, weil bei jeder neuen Entwicklung in der Folge Wartungsaufwände anfallen, die zu kompensieren sind. Gleiches gilt für die erforderlichen Aufrüstungen im Rechenzentrum. Auch diese Folgekosten und auch die Steigerungen durch die zunehmende Digitalisierung wollen wir vollständig kompensieren.  

Zudem zahlen die Sparkassen nach unserem neuen Preismodell nur noch einen Festpreis pro Kunden, der das digitale Angebot in der IF und S-App nutzt. Unabhängig davon, wie häufig dieser digital zur Sparkasse kommt und zum Beispiel seine Umsätze und seinen Finanzstatus abruft. Lediglich wenn der Kunde OSPlus-neo-Service- oder -Produktabschlussprozesse nutzt, fallen für die Sparkasse zusätzliche transaktionsabhängige Kosten an.

Mit zusätzlichen Preisnachlässen bei unseren Produkten und Anwendungen geben wir frühzeitig Kostenvorteile an unsere Kunden weiter, damit diese möglichst schnell breit genutzt werden. So haben wir beispielsweise auch Kosten für die neue Sparkassencard mit digitalem Co-Badge (DMC), die jetzt im Roll-out ist, bereits um 20 Prozent reduziert, um den Einsatz in der Fläche zu fördern.

Noch vor einigen Jahren flossen nach damaligen FI-Angaben etwa 50 Prozent des Budgets in regulatorikbezogene Projekte. Für Innovationen stand weniger Geld zur Verfügung. Wie sieht das heute aus? 
Schelling: Teilweise hatten wir in den letzten Jahren auf etwas Entspannung gesetzt. Wir haben über drei Jahre hinweg bis zu 70 Millionen Euro in die Banksteuerung investiert. Ende des Jahres sollen weite Teile der neuen Banksteuerung für den Roll-out zur Verfügung stehen und die Ausgaben reduzieren sich auf unter 50 Millionen pro Jahr. Andererseits erkennen wir eine Tendenz, dass wir viel mehr Geld für andere regulatorische Themen ausgeben müssen, etwa für die Finanzstabilitätsdatenerhebungsverordnung.

Das führt dazu, dass zukünftig – außerhalb der Banksteuerung – noch einmal bis zu 60 Millionen Euro pro Jahr in die Regulatorik fließen müssen. Insgesamt kommen wir auf einen Beitrag über 100 Millionen Euro, der von den besagten 250 Millionen Euro abgeht. Ohne die Erhöhung des Budgets vor einigen Jahren hätten wir also quasi keinen Spielraum – heute können wir auch konstant in den digitalen Multikanal investieren. Aber wir achten sehr genau darauf, worin wir jeweils investieren und wie der Return on Investment aussieht.

Beschweren sich die Sparkassen noch über angeblich zu hohe Preise der FI-Leistungen?
Schelling:
(lacht) Na, klar. Das gehört irgendwie auch dazu, dass man in einer verantwortlichen Position beim Kunden auch mal über den Preis diskutiert und hinterfragt. Mit Blick auf einzelne Produktpreise haben unsere Kunden natürlich den Wunsch, dass wir jedes Potenzial für Reduzierungen nutzen. Da helfen auch unabhängige Benchmarkings für unsere RZ-Produktion nur bedingt, obwohl diese zeigen, dass wir marktfähige Preise haben und mit unseren Plattformkosten im besten Viertel der Vergleichsgruppen liegen.

Sie bieten den Sparkassen auch die Möglichkeit, Geld zu sparen, indem sie ihre IT-Infrastrukturen bei der FI andocken. Wie kommt dies an?
Schelling: Wir bieten seit zwei Jahren an, das letzte Stück IT aus den Häusern herauszuholen und uns komplett auch um Drucker, PCs und Netzwerke zu kümmern. Dass das funktioniert, sehen wir bei Sparkassen unterschiedlicher Größe, die das Angebot nutzen und mit der IT-Auslagerung auch viel regulatorischen Aufwand sparen.

Ich sehe hier eine große Chance für die Häuser, die wir jetzt verstärkt ansprechen. Aber auch hier gilt, je mehr wir diese IT-Dienstleistung standardisieren können, desto preiswerter können wir diese unsere Kunden anbieten. 

 

Lesen Sie hier die weiteren Abschnitte des Interviews mit Andreas Schelling:

1. „Sich auf den Stuhl des Kunden setzen“
2. Schneller testen und verbessern
3. Wachstum auch durch Corona
4. Oft nicht einfach genug
5. Stabil bei einer Milliarde Euro
6. „Es gibt eine deutliche Bewegung“
7. Weniger Stromverbrauch, weniger Papierformulare


Oder das komplette Interview im Wortlaut:  „Schneller, agiler werden, Kunden begeistern“  

 

Oliver Fischer und Peter Müller
– 13. April 2021