Notfallpläne
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Coronakrise
Bafin überprüft Notfallpläne
Aufseher untersuchen stichprobenartig Notfallpläne. Die deutschen Sparkassen sehen sich gut gerüstet.

Deutschlands Finanzaufsicht überprüft angesichts der Corona-Pandemie stichprobenartig die Notfallpläne deutscher Banken. Dies war bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf Anfrage zu erfahren, wie die „Börsen-Zeitung“ heute (10. März) berichtet. 

Stichproben vor allem bei „relevanteren“ Instituten

Die Bafin tausche sich demnach mit einzelnen Banken aus. Dabei konzentriere sich die Behörde getreu dem Prinzip der Risikoorientierung auf die relevanteren der rund 1500 Institute unter ihrer direkten Aufsicht.

Hintergrund: Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) verpflichtet Banken zwar zur Erstellung eines Notfallkonzepts, das „Geschäftsfortführungs- sowie Wiederanlaufpläne umfassen“ muss.

Eine rechtliche Verpflichtung aber, dabei den Fall einer Pandemie zu berücksichtigen, sehen die Vorgaben nicht explizit vor. In der Praxis aber schließen die Notfallpläne der meisten Institute diesen Fall ein, so die „Börsen-Zeitung“.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die von Felix Hufeld geführte Bafin erklärt, sie befinde sich „in engem Austausch mit Banken und anderen Finanzmarktakteuren über eventuelle Reaktionen und Notfallpläne“. 

EZB geht flächendeckend vor

Bereits am vergangenen Freitag (6. März) war bekannt geworden, dass die Großbanken im Euroraum auf Anweisung der EZB wegen der Coronavirus-Krise ihre Notfallpläne überprüfen sollen. Die Geldhäuser sollten über Möglichkeiten nachdenken, negative Folgen einer Ausweitung der Virus-Epidemie zu minimieren, heißt es in einem Brief der Aufseher an die Finanzinstitute, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Die Banken sollten nicht nur eine geeignete Infektionskontrolle am Arbeitsplatz gewährleisten, sondern auch sicherstellen, dass Beschäftigte notfalls auch in größerem Umfang von außerhalb arbeiten könnten. 

Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Überwachung der größten Banken im Euroraum zuständig. Aktuell kontrolliert sie 117 Geldhäuser, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank.

 

Sparkassen sehen sich gut gerüstet

Die Institute der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe haben sogenannte „Business-Continuity“-Pläne, also Notfallpläne für die Fortführung des Geschäftsbetriebs, erstellt. Diese sehen grundsätzlich vor, den Geschäftsbetrieb weiter fortzuführen. So sind die Häuser auch weiterhin telefonisch erreichbar.

Die Notfallpläne der Sparkassen wurden zuletzt an die aktuelle Situation angepasst; das war auch in früheren Fällen, zum Beispiel bei Sars, so gehandhabt worden. Für das Inkrafttreten der Notfallpläne sind die Einschätzungen der staatlichen Stellen maßgeblich.

Der Infodienst sparkasse.de hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.
 

Wichtige Botschaften für Sparkassenkunden

⇒ Coronaviren, die Atemwegserkrankungen verursachen können, werden in der Regel von Mensch zu Mensch über Sekrete des Atmungstrakts übertragen. Eine Ansteckung über Oberflächen wie beispielsweise Geldautomaten oder Bankschalter, die nicht zur direkten Umgebung eines Erkrankten gehören, erscheint daher unwahrscheinlich. Eine Übertragung über unbelebte Oberflächen ist bisher nicht dokumentiert.

Es besteht auch kein Anlass zur Sorge, sich beim Zahlen mit Bargeld anzustecken. Geldscheine gelten nicht als Übertragungsweg. Es gibt keinerlei Belege dafür, dass das Coronavirus durch Banknoten oder Münzen übertragen wird.

Die Selbstbedienungsbereiche werden auch bei Geschäftsstellenschließungen im üblichen Rahmen geöffnet bleiben. Für die Bargeldversorgung beauftragen die Sparkassen spezialisierte Dienstleister. Uns sind von dort aktuell keine Einschränkungen bekannt.

Falls Sparkassen schließen müssen und Geldautomaten nicht weiter befüllt werden können, sind Zahlungen im Laden weiterhin per Karte oder mit dem Handy möglich. Einige Sparkassen haben auch einen sogenannten Bargeld-Bring-Service eingerichtet, über den haushaltsübliche Mengen bezogen werden können.

Diese und weitere Infos für Kunden und Berater unter besagter Web-Adresse von sparkasse.de.

Banken haben Hygienebestimmungen verschärft

Mit Hochdruck haben auch Manager anderer Kreditinstitute Notfallplänen erstellt und verfeinert, um bei einer Verschärfung der Viruskrise das tägliche Bankgeschäft aufrechtzuerhalten. Konkret geht es etwa darum, wie Handel und Zahlungsverkehrsdienste weiterlaufen, wenn es zu größeren Krankheitsausfällen bei Mitarbeitern kommt.

Krisenstäbe treten mindestens einmal täglich zusammen und bewerten die aktuelle Situation, Hygienevorkehrungen wurden verschärft. Schon seit Tagen gibt es bei den Geldhäusern Einschränkungen für Geschäftsreisen, um Beschäftigte vor Ansteckungen zu schützen.

Zudem überprüfen die Geldhäuser, dass ihre Mitarbeiter tatsächlich im Homeoffice arbeiten können und nicht etwa an Technikproblemen scheitern.

Die von der EZB überwachte spanische Großbank BBVA hatte mitgeteilt, bis zu 100 Beschäftigte aus ihrem Handelsraum in Madrid würden inzwischen wegen des Coronavirus an einem Ort außerhalb der spanischen Hauptstadt arbeiten. Damit will BBVA laut einem Sprecher sicherstellen, dass kritische Funktionen der Bank wegen der Epidemie nicht unterbrochen werden.

Die EZB selbst hatte mitgeteilt, sie habe bis auf Weiteres fast alle bei der Zentralbank geplanten Konferenzen verschoben oder gestrichen. Zudem erließ sie Reisebeschränkungen für ihre Direktoriumsmitglieder und die Mitarbeiter.

Corona-Fälle bei Banken in Bayern

Dennoch sind Fälle von Corona in deutschen Banken vor allem in Bayern öffentlich geworden. So hat die Hypovereinsbank bereits über eine zweite Infektion informiert, die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte registrierte einen positiven Test. Auch ist ein Mitarbeiter der Deutsche-Bank-Filiale Gelsenkirchen-Buer ist positiv getestet worden. Die Volksbank Südmünsterland-Mitte hat aufgrund dreier bestätigter Infektionen von Mitarbeitern ihre Geschäftsstelle in Olfen geschlossen.

Auch bei der Deutschen Bank sei ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden, wie ein Sprecher bestätigte. Als Konsequenz sollen Beschäftigte in seinem Umfeld von unterschiedlichen Orten aus arbeiten, teilweise auch von zu Hause. Bereits am Montag hatte die Bank wegen der Corona-Epidemie Mitarbeiter des Handelsteams in London auf verschiedene Standorte verteilt.

EZB bestätigt ersten Coronavirus-Fall

Bei der EZB selbst gibt es ebenfalls einen ersten bestätigten Coronavirus-Fall. Ein Mitarbeiter sei positiv auf den neuartigen Erreger getestet worden, teilte die EZB am Montagabend in Frankfurt am Main mit. Rund 100 Kollegen, die in der Nähe des Betroffenen gearbeitet haben, sollen als Vorsichtsmaßnahme demnach nun von zu Hause aus arbeiten. „Potenziell betroffene“ Büros würden gründlich gereinigt.

Dienstreisen in gefährdete Regionen werden unterlassen

Wie zahlreiche andere Geldhäuser bittet auch die BayernLB ihre Mitarbeiter, die aus einem der Krisengebiete zurückkehren, erst einmal zu Hause zu bleiben. Die Mitarbeiter in der Mailänder Niederlassung hätten in der vergangenen Woche im Homeoffice gearbeitet, sagte ein Sprecher. Dienstreisen in gefährdete Regionen würden – soweit möglich – unterlassen.

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) stellt im Zuge ihrer Pandemieplanung sicher, dass Mitarbeiter tatsächlich von zu Hause arbeiten können. So werden Endgeräte zur externen Einwahl in das Banksystem (Token) bereitgestellt, wie ein Banksprecher sagte.

An den Eingängen größerer Filialen wird Fieber gemessen

Bei der Unicredit in Italien, dem in Europa am stärksten vom Coronavirus betroffenen Land, wird bei Personen seit vergangener Woche an den Eingängen von größeren Filialen die Körpertemperatur gemessen. Zudem stellt die Bank Atemmasken, Desinfektionsmittel und antibakterielles Gel zum Händewaschen zur Verfügung.

Nachdem bei einem Mitarbeiter in Mailand das Virus nachgewiesen worden sei, habe das Institut die Abteilung ins Homeoffice geschickt und den Arbeitsbereich umfassend gereinigt. Alle Kollegen, die mit dem Mitarbeiter in Kontakt gestanden hätten, seien aufgefordert, sich 14 Tage lang selbst in Quarantäne zu begeben, teilte die Bank mit.

Reinigen von Geldnoten ist nicht nötig

Regelmäßig desinfizieren die Geldhäuser Bedienfelder der Geldautomaten. Das Reinigen von Geldnoten, was offenbar in China gemacht wird, hält die Bundesbank dagegen für nicht notwendig.

Das Virus werde nach jetzigem Stand nicht über Euro-Banknoten verbreitet, erklärte die Bundesbank. Der mögliche Einfluss von Produktion und Umlauf der Euro-Scheine auf die öffentliche Gesundheit werde aber ohnehin regelmäßig überprüft. (DSZ, rtr)

 

 

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10. März 2020