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BBL_Umsetzungsbaukasten 03/21
Sanierung des Geldhandelssystems geht voran
Das Zahlungssystem TARGET2 wird in den kommenden Monaten aus- und umgebaut sowie ergänzt. Ein DSGV-Projekt macht Sparkassen fit für die Umstellung.

Um die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe bei der „Big-Bang“-Umstellung zum November 2022 zu unterstützen, hat der DSGV das Begleitprojekt „T2/T2S-Konsolidierung“ aufgesetzt.

Es hat im vergangenen Monat im Umsetzungsbaukasten seine Zugriffs­zahlen deutlich gesteigert. Seit Februar wird dort der erste Rollout-Leit­faden zur „TARGET2/T2S-Konsolidierung“ bereitgestellt.

Von der Vision zur Umsetzung

Unter dem Arbeitstitel „Vision 2020“ hat das Eurosystem drei Projekt­initiativen ausgearbeitet, um seine Marktinfrastruktur weiter zu ent­wickeln:

  • Konsolidierung von TARGET2 und TARGET2-Securities
  • Instant Payments (TARGET Instant Payment Settlement – TIPS)
  • Eurosystem Collateral Management System (ECMS).  

Der EZB-Rat hat am 21. Juni 2017 den Startschuss für einen Instant Payments Service (TIPS) gegeben und am 6. Dezember 2017 die T2/T2S-Konsolidierung und ECMS beschlossen (Vgl. dazu Abb. 1)

ECMS startet 2023

Im Dezember 2017 hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dem Start der Realisierungsphase des Projekts zum Aufbau des Eurosystem Collateral Management System (ECMS) zugestimmt. Im November 2023 (ursprünglich November 2022) soll das ECMS zeitversetzt zur TARGET2-Migration den Betrieb aufnehmen („Go-Live“).

Angestrebt wird ein für alle Länder des Eurogebiets einheitliches Sicher­heitenmanagementsystem mit einer gemeinsamen Funktionalität, um Vermögenswerte sowie Wertpapiere zu verwalten, die als Sicherheiten für Kreditgeschäfte des Eurosystems hinterlegt werden.

Nach dem Go-Live ersetzt das ECMS die derzeit verwendeten Einzel­syste­me der nationalen Zentralbanken wie das Collateralmanagement Access Portal (CAP) der Deutschen Bundesbank.

Das ECMS kommuniziert zum Zweck der Wertpapierabwicklung und der AutoCollateralisation (Selbstbesicherung) mit TARGET2-Securities (T2S). Ferner nutzt ECMS wie alle anderen Module die gemeinsamen Support-Funktionalitäten – insofern auch zur Abwicklung der Zahlungs­transaktionen die T2-Schnittstellen. Für das künftige Sicherheitenmanagement ab November 2023 ist die Teilnahme am ECMS zwingend erforderlich.

TIPS schon geraume Zeit live: Erreichbarkeit ab 11/21 verpflichtend

Die Projektinitiative TARGET Instant Payment Settlement (TIPS), der Settlement-Service für Instant Payments  des Eurosystems, ist am 30. November 2018 als erste in den Live-Betrieb gegangen.

Gemäß Ratsbeschluss der Europäischen Zentralbank (EZB) wird bis spätestens November 2021 die durchgängige europaweite Erreichbarkeit für Instant Payments durch eine verpflichtende Teilnahme an TIPS sichergestellt. Alle Zahlungsdienstleister (PSPs), die am SCT Inst-Verfahren teilnehmen und in TARGET2 erreichbar sind, müssen demnach künftig auch über ein TIPS-Geldliquiditätskonto (Dedicated Cash Account; TIPS-DCA) der Zentralbank erreichbar sein. Dies entweder als Teilnehmer oder als erreichbare Partei (d. h. über das Konto eines anderen PSP, der ein Teilnehmer ist).

Die Umsetzung dieses quasi regulatorischen „Muss“-Projektes wird durch den Fachbereich Digitalisierung und Payment im DSGV Projekt „Entwicklung und Umsetzung Instant Payment“ begleitet.

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Detaillierter Fahrplan für T2/T2S-Konsolidierung

Im November 2022 soll die T2/T2S-Konsolidierung abgeschlossen und das aktuelle TARGET2-System (Payment Modul, PM) sowie das Heimatkontomodul (HAM) durch neue Komponenten abgelöst werden.

Für die T2/T2S-Konsolidierung sind umfangreiche Änderungen auf technischer und funktionaler Ebene nötig. Deren fristgerechte Imple- mentierung ist für eine erfolgreiche Migration nicht nur des einzel- nen Instituts, sondern des gesamten Finanzmarktes entscheidend.

TARGET2 stellt die Infrastruktur für die europäische Abwicklung des Liquiditätstransfers von Zentralbankguthaben und somit die Haupt­schlagader des Geldhandels der europäischen Kreditwirtschaft dar. Zentralbank-Operationen, Überweisungen aus Großbetragszahlungssystemen im Interbankenverkehr sowie andere Euro-Transfers werden über TARGET2 verrechnet. Die technischen Vorgaben erfolgen durch das Eurosystem bzw. die Europäische Zentralbank.

Nach Planungen der EZB sollte das von ihr gestartete Projekt in einer ursprünglich für November 2021 geplanten Big-Bang-Umstellung mün­den. Im Juli 2020 hat der EZB-Rat jedoch beschlossen, die Projekt­laufzeit der TARGET2/T2S-Konsolidierung um ein Jahr zu verlängern.

Nunmehr ist die europäische Kreditwirtschaft gefordert, in einem weiter­hin ambitionierten Zeitplan die umfangreiche Big-Bang-Umstellung zum November 2022 umzusetzen. Die T2/T2S-Konsolidierung umfasst folgende Elemente:

  • Technische Konsolidierung von TARGET2 und TARGET2-Securities
  • Konsolidierung und Harmonisierung der Konnektivität
  • Funktionale Konvergenz
  • Neue RTGS-Services.

Ziele sind die technische Konsolidierung der beiden Plattformen sowie die Erweiterung der RTGS-Services. Im Rahmen der technischen Konsolidierung sollen etwa die Effizienz erhöht, Synergien genutzt und die Betriebskosten gesenkt werden.

Außerdem soll die Cyber Resilience verbessert sowie aktuelle Kommuni­kations- und Nachrichtenformatstandards (ISO 20022) und Technologien integriert werden (Schaffung einer Kommunikationsplatt­form ESMIG).

Bei der T2/T2S-Konsolidierung wird eine Optimierung der Liquiditäts­steuerung und -verwaltung der Teilnehmer angestrebt. Das heute vor­handene Leistungsangebot im Bereich Individualzahlungsverkehr und Liquiditätsmanagement soll unter Berücksichtigung aktueller Anforde­rungen des Marktes weiter verbessert werden.

Davon sind alle Sparkassen betroffen, unabhängig davon, ob sie ihren Individualzahlungsverkehr und ihr Liquiditätsmanagement indirekt über ihre Landesbank oder eigenständig als direkter TARGET2-Teilnehmer abwickeln.

DSGV-Begleitprojekt mit zahlreichen Aufgaben und Zielen

Zur Unterstützung der Institute der Sparkassen-Finanzgruppe bei der Big-Bang-Umstellung zum November 2022 hat der DSGV frühzeitig das Begleitprojekt „T2/T2S- Konsolidierung“ aufgesetzt. Kernvorgaben sind dabei:

  • Fristgerechte Betriebsbereitschaft und den reibungslosen Systemwechsel der Institute sicherstellen.
  • Compliance zur künftigen TARGET2/T2S-Abwicklung mit dem Eurosystem herstellen.
  • Ressourcensparende und nutzenoptimierte Lösung etablieren, um die Anforderungen in der Sparkassen-Finanzgruppe zu erfüllen.
  • Vorhandene, arbeitsteilig optimierte Prozesse sichern und gege­benenfalls weiterentwickeln.
  • Interessen der Sparkassen-Finanzgruppe im Rahmen der Beglei­tung der weiteren Verfahrensentwicklung vertreten.
  • Auswirkungen des Eurosystem Collateral Management Systems (ECMS) auf RTGS analysieren.

Der nunmehr vorliegende Rollout-Leitfaden in der Version 1.0 soll die Institute unterstützen, die erforderlichen Entscheidungen und Maßnah­men zu treffen, um ab November 2022 in der neuen Marktinfrastruktur arbeiten zu können.

Fazit und Ausblick

Die Umsetzung der T2/T2S-Konsolidierung kann je nach Anbindung des Instituts in einer Projektstruktur oder in Linienarbeit erfolgen. Das DSGV-Projekt empfiehlt Sparkassen mit direkter Teilnahme – insbesondere vor dem Hintergrund der entsprechenden Anforderung aus der EZB-Meilensteinplanung –, ein internes Umsetzungsprojekt zu starten.

Die Projektplanung sollte sich an der EZB-Meilensteinplanung ausrich­ten. Der Muster-Terminplan zum Projekt orientiert sich daher an den Aufgaben der direkten Teilnehmer und der EZB-Meilensteinplanung.

Indirekte Teilnehmer können die mit der T2/T2S-Konsolidierung verbun­denen Aufgaben durchaus in Linientätigkeit umsetzen. Die damit verbun­denen Aufgaben der indirekten Teilnehmer wurden im Kapitel „Zusam­men­gefasster Handlungsbedarf“ in einer Übersicht dargestellt.

Eine Aktualisierung des Rollout-Leitfadens in einer Version 2.0 ist für November 2021 eingeplant.

Zuständiger DSGV-Projektleiter: Richard Hauke

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) unterstützt die Institute und Institutionen der Sparkassen-Finanzgruppe mit den im Rahmen der strategischen Planung gemeinsam erarbeiteten Projekter­gebnissen. Das zentrale Medium in der Projektlandschaft, das gezielt Informationen über geplante, laufende und abgeschlossene Projekte bereitstellt, ist der Umsetzungsbaukasten (UBK).

Unter www.umsetzungsbaukasten.de können autorisierte Nutzer neben dem Projektsteckbrief des DSGV regionale Projektinformationen aufrufen. Spätestens mit Abschluss des Projekts werden dessen Ergebnisse (zum Beispiel Konzepte, Roll-out-Leitfäden [Rolf], Kommunikations- und Schulungsunterlagen des DSGV) im Umsetzungsbaukasten (Rubrik: Ergebnisse/Umsetzungshilfen) eingestellt und stehen den Nutzern dort zum Download zur Verfügung.

In den Betriebswirtschaftlichen Blättern präsentieren wir Ihnen monatlich eine Liste mit Projekten, deren Nachfrage durch die Nutzer des UBK im Vergleich zum Vormonat deutlich gestiegen ist.

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23. März 2021