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Was macht ... Corinna Merzbach
Frau Merzbachs Gespür für Hühner
Mit glücklichen Hühnern hat Corinna Merzbach den Spaß an der Landwirtschaft entdeckt. Die Arbeit auf ihrer Hühnerfarm lehrt sie auch Nützliches für den Job bei der Sparkasse KölnBonn.

Der eine hat Hunde, der andere Katzen. Corinna Merzbach hat Hühner. Ziemlich viele sogar. Gleich 600 Legehennen hat sie sich gekauft. Und seitdem mehr als einmal gedacht: „Was machst Du da eigentlich?“ Man müsse ja auch mal etwas wagen, schiebt sie gleich die Antwort hinterher und lacht.

Die Leidenschaft für die Tiere haben ihr die Eltern quasi mit auf den Weg gegeben. „Ich wollte immer draußen spielen, war stets die Dreckigste und hatte ein großes Faible für Tiere“, erinnert sich die heute 34-Jährige an ihre Kindheit. Da traf es sich gut, dass die Eltern im Garten zehn Hühner hielten.

Erst die Bürokratie, dann die Hühner

Doch erst vor zwei Jahren reifte bei der Sparkassenmitarbeiterin die Idee: Das mache ich jetzt auch. Ihr Freund, ein Chemiker, hatte vom Vater in Elsdorf bei Köln einen kleinen Hof geerbt. Von einem benachbarten Züchter kauften die beiden Hobbylandwirte zunächst 100 Hennen, dreifach geimpft, für 8,50 Euro das Stück. Klingt einfach, ist es aber nicht.

„Wir haben vorab mit mehreren jüngeren Gleichgesinnten bei der Landwirtschaftskammer ein Seminar zur Hühnerhaltung absolviert und dann erst einmal den Start des Projekts verschoben“, erzählt Merzbach. Erst da sei ihr nämlich bewusst geworden, wie viele Fehler man machen könne, sei es beim Bau des Stalls oder der Vorbeugung von Krankheiten. Schließlich musste sie einen Betrieb bei der Landwirtschaftskammer anmelden, Genehmigungen beim Veterinäramt einholen, unter anderem für die Eiersortieranlage. Ein langwieriger, nerviger Prozess.

Die Leidenschaft für Hühner haben Corinna Merzbach die Eltern quasi mit auf den Weg gegeben. Im Garten der Eltern gab es zehn Hühner.

Den ersten Stall bauten Merzbach und ihr Freund noch selbst, um Kosten zu sparen. Beim zweiten leisteten sie sich dann schon ein hochwertiges mobiles Zuhause für die schnell wachsende Federvieh-Familie. Im Mai 2020 zogen weitere 500 Hennen auf den Hof.

In regelmäßigen Abständen laden die Bauern ihr Hühner-Mobil auf einen Lkw-Anhänger und parken auf einem anderen Stück Wiese. „Da können die Tiere dann frisches Grünfutter picken und sind beschäftigt“, sagt Merzbach, die auch erst lernen musste, dass Hühner kleine Kannibalen sind. „Wird’s dem Tier zu langweilig, attackiert es schon mal gern seine Artgenossen.“

„Eine Frage der Haltung“

Das Credo der Jungbauern prangt in großen Lettern auf dem Hühner-Mobil: „Leckere Eier sind eine Frage der Haltung“. Für den guten Geschmack reichen die Hennen-Halter nur gentechnikfreies Futter, bei heißen Temperaturen kühle Vitamincocktails und sorgen für regelmäßige Wurmkuren. Der Aufwand hat seinen Preis: Die Eier kosten 40 (M), 42 (L) beziehungsweise 45 Cent (XL).

In Elsdorf hat Merzbach in einem kleinen Häuschen einen sogenannten Regiomat eingerichtet, einen Automaten, aus dem die Kunden die Eier, aber auch selbst gemachte Eiernudeln ziehen können und den sie persönlich bestückt. Immerhin rund 530 Eier täglich kann sie in den Verkauf bringen. Und auch die Sparkassenkollegen sind längst auf den Geschmack gekommen. „Immer mehr von ihnen ordern direkt bei mir. Den höheren Preis zahlen sie gern, wollen dafür aber auch etwas über die Hühner erfahren.“

Hühnerleben auf sozialen Kanälen

Regelmäßig postet die Sparkassenbetriebswirtin deshalb bei Instagram (bauer_hannes_giesendorf) sowie bei Facebook (bauer hannes) kurze Filme und Fotos, die das Leben der glücklichen Hühner dokumentieren. Die nach ihrem Freund benannte Marke haben sich die Existenzgründer schützen lassen. Denn aus ihrem kleinen Projekt wird langsam ein ziemlich großes.

Gerade lassen sie Scheune und Hof renovieren, kaufen neue Geräte und Maschinen. Auf den Feldern sollen künftig Weizen, Mais, Erbsen, Rüben und Möhren wachsen. In Kürze müssen zudem die ersten 100 Hühner geschlachtet werden. Noch kalkuliert Merzbach, ob es sich rechnet, zum Beispiel Hühnersuppe herzustellen und diese über den Regiomat zu verkaufen, oder Suppenhühner an ihre Kunden direkt zu vertreiben. Allein ist das nicht mehr zu schaffen. Teilzeitkräfte verstärken künftig das Duo.

Heute hat Corinna Merzbach 600 Legehennen. Arbeiten im Stall, Sortieren und Verpacken der Eier sowie zahlreiche Aufgaben im Büro füllen locker 20 bis 30 Stunden in der Woche.

Bleibt da überhaupt noch Zeit für den Job bei der Sparkasse? Klar, sagt Merzbach, die allerdings von Voll- auf Teilzeit umgestiegen ist, um die aufwendige Arbeit auf dem Hof überhaupt wuppen zu können. Arbeiten im Stall, Sortieren und Verpacken der Eier sowie zahlreiche Aufgaben im Büro füllen locker 20 bis 30 Stunden in der Woche. Wenn andere am Wochenende ruhen, geht es bei Merzbach erst richtig rund. „Ich möchte keine der beiden Tätigkeiten missen und habe über die Hühnerhaltung erstaunlich viel für meinen Job gelernt.“

Fehler teilen

Zum Beispiel, wie wichtig die viel diskutierte Fehlerkultur ist. „Nach unserem Seminarbesuch haben wir mit allen Teilnehmern eine Facebook-Gruppe gegründet, in der jeder seine Fehler postet und welche Lösung er für Probleme gefunden hat. Wenn wir nicht voneinander lernen würden, wären die Hühner längst tot.“

Je mehr man teile, egal ob positiv oder negativ, desto mehr könne man profitieren, findet die leidenschaftliche Netzwerkerin und trommelt dafür auch bei ihren Kollegen. Die Bankkauffrau, die früher bei der Sparkasse KölnBonn als Vertriebstrainerin arbeitete, wechselte jüngst in den Bereich Change und Kultur, entwickelt dort Dialogformate für Führungs- und Mitarbeiterveranstaltungen, Netzwerkformate, unter anderem für die Generationen X und Y mit.

Steil ist die Lernkurve in beiden Jobs. Am Gackern und an den Bewegungen der Hühner kann Merzbach heute längst ablesen, wie die Stimmung in der Truppe ist. Aber manchmal ist auch sie noch erstaunt. Unter die jüngst georderten 500 weiblichen Küken hatte sich ein männliches gemischt, was sie aber erst erkannte, als die Tiere heranwuchsen.

Seine Schüchternheit hat dem Hahn wohl das Leben gerettet. Denn die Damen können ziemlich aggressiv werden, wenn sie ein andersartiges Geschöpf in der Menge ausmachen. Erwin genießt jetzt eine Sonderstellung, auch bei Bauer Hannes.

Eli Hamacher
– 30. Oktober 2020