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Porträt
Liebe auf den ersten Blick
Seit Jahresbeginn leitet Milena Rottensteiner zusammen mit Janosch Krug den Sparkassen Innovation Hub. Die Expertin für digitale Finanzservices über ihre neue Aufgabe und das Leben als Nomadin.

Was auf Milena Rottensteiner zukommt, wusste sie ziemlich genau. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie als externe Beraterin den Aufbau der Kooperation von S-Hub und id-fabrik der öffentlichen Versicherer begleitet. Im Januar 2021 rückte sie zusammen mit Janosch Krug an die Spitze des S-Hub, der in Hamburg mit aktuell 28 Mitarbeitern an Innovationen für die Sparkassen-Finanzgruppe arbeitet.

„Mir war klar, worauf ich mich einlasse; in meiner Zeit als Beraterin habe ich mich richtig in den Hub verliebt“, sagt Rottensteiner. Das Team, die Themen, die Kooperation und wie an Zukunftsthemen gearbeitet werde, habe sie als „klasse“ erlebt. Die Expertin für digitale Finanzservices schätzt, wie viel Initiative in der Sparkassen-Finanzgruppe vorhanden ist und dass die Produkte die meisten Menschen in Deutschland erreichen. „Ich möchte daran mitwirken, die Angebote noch kundenfreundlicher, digitaler und zukunftsorientierter zu machen.“

Zuletzt hatte die gebürtige Wuppertalerin viereinhalb Jahre in Berlin, London und Frankfurt für Zeb Consulting, eine Strategie- und Managementberatung für die Finanzdienstleistungsindustrie, gearbeitet. Ihre Karriere begann Rottensteiner in der strategischen Entwicklung des Direktversicherers Cosmos Direkt.

Kreativität und Struktur

Für ihre jetzige Aufgabe beim S-Hub sieht sie sich gut gerüstet. „Wir beschäftigen uns einerseits mit den großen Zukunftsthemen, aber gleichzeitig treiben wir kurzfristige digitale Initiativen, die die SFG zügig in kundenorientierte digitale Services und Prozesse umsetzen kann. Dafür braucht es neben viel Kreativität eine gewisse Struktur.“ Die Fähigkeit, Projekte gut strukturieren zu können, helfe ihr sehr.

Noch lebt die 32-Jährige in ihrer Wohnung am Prenzlauer Berg in Berlin. Mitten in der Pandemie beim neuen Arbeitgeber in Hamburg gestartet, verbringt sie die meiste Zeit ohnehin in Teams-Konferenzen im Homeoffice. Das funktioniere gut, und sicher würden auch nach Ende von Covid-19 nicht wieder alle Kollegen täglich vor Ort sein. Und dennoch: „Der informelle Austausch, etwa an der Kaffeemaschine, fehlt mir schon. Da geht doch etwas an Zwischentönen verloren.“

Um auch den persönlichen Kontakt zu pflegen, gibt es virtuelle Teamabende oder auch schon mal ein gemeinsames Frühstück – allerdings auch „remote“. Jüngst führte der S-Hub einen Meeting-Knigge ein. „Virtuelle Konferenzen sollen demnach mit Zielsetzung und grober Agenda, möglichst zu ungeraden Zeiten und nicht zur vollen Stunde eingestellt werden und die Mittagspause aussparen“, sagt die Managerin.

Der unfertige Rahmen steht den beiden Leitern des S-Hub gut: Janosch Krug und Milena Rottensteiner.

Top-Themen sind für Rottensteiner aktuell der Umgang mit der Generation Z und neue Technologien für den Versicherungsbereich, etwa um Endkunden schneller und unkomplizierter mobil erreichen zu können. „Bei der jungen Generation geht es darum, wie wir sie künftig noch besser mit innovativen digitalen Features auf Augenhöhe ansprechen können.“

Näher an die Mutter

Noch im Mai wird der 2017 gegründete S-Hub, an dem aktuell 15 Kooperationspartner, darunter zehn Sparkassen, beteiligt sind, wieder näher an seine Mutter, die Star Finanz, rücken. Die mittlerweile vierjährigen Erfahrungen werde man nutzen, um die neuen Büroflächen passend zu den Arbeitsmethoden entsprechend modular zu gestalten.

„Gleichzeitig können wir dank der räumlichen Nähe noch stärker und besser die technische Expertise der Star Finanz nutzen.“ Noch hat die S-Hub-Leiterin nicht entschieden, ob sie weiter pendelt oder wieder einmal umzieht. Damit hat die Vielgereiste zumindest Erfahrung.

„Ich bin schon ein bisschen der Nomade“, sagt die Betriebswirtin und übertreibt keinesfalls. Aufgewachsen in Wuppertal, reiste sie schon als Kind viel mit ihrer Familie, durch Europa, Asien und Afrika. „Ich fand es immer spannend, andere Kulturen kennenzulernen.“ Nach dem Abitur sprang sie ins kalte Wasser. Im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres ging Rottensteiner für ein Jahr ins südindische Bengaluru und arbeitete in einem Waisenhaus für Mädchen.

Tango entspannt vom Techie-Alltag

Im Anschluss studierte sie in Wien, Maastricht und Seoul International Business. Zwischen Bachelor und Master folgte ein weiterer fast einjähriger Aufenthalt in Indien, dieses Mal an der Westküste in Mumbai bei Audi als Trainee. „An Indien hat mich nachhaltig vor allem fasziniert, wie glücklich viele Menschen sind, obwohl sie in so krasser Armut leben.“ Die Begeisterung für den Subkontinent ist geblieben, ein weiteres Mal reiste sie durch das Land, empfand dann aber doch den Unterschied zwischen Leben und Reisen in Indien als extrem groß. 

Um sich fit zu halten, macht Rottensteiner schon seit ihrer Schulzeit regelmäßig Yoga. Mit ihrem Freund segelt sie. Und für die Zeit nach Corona hat sie auch schon einen festen Vorsatz gefasst. „Dann werde ich wieder Tango Argentino tanzen.“ Weit laufen muss sie dafür in Berlin nicht. Mit Blick auf das Bode-Museum kann sie im Sommer direkt am Spreeufer unter freiem Himmel beim Tango vom Techie-Alltag entspannen.

Eli Hamacher
– 21. Mai 2021