Zurück
DSGV-Personalfachtagung 2020
„Wir gehen in eine andere Zukunft“
DSGV-Präsident Helmut Schleweis wirbt für eine klare Orientierung an der Realität des Marktes – und an den Kernwerten der Sparkassen.

Seinen Vortrag im digitalen Format eröffnete der DSGV-Präsident mit einem Dank an die Belegschaften. Die außergewöhnliche Situation der Corona-Zeit sei bisher in den Sparkassen und im Verbund hochprofessionell gehandhabt worden, sagte Schleweis bei der Personalfachtagung des DSGV in Berlin (16.-17. November).

Dadurch sei die Leistungsfähigkeit im Tagesgeschäft weiter gewährleistet. „Die Sparkassen haben ihr Geschäft auch in der Pandemie im Griff“, so Schleweis. Die digitale Infrastruktur und das Arbeiten von Zuhause seien ausgebaut worden; die allermeisten Filialen seien aktuell geöffnet.

Kreditspezialisten und Vertrieb gefordert

Dennoch ergeben sich für die Sparkassen aus der Pandemie drei konkrete Herausforderungen. Im Kreditgeschäft gebe es derzeit noch keine Auffälligkeiten. „Die Überziehungen sind unterdurchschnittlich, die Zahlungsmoral gestiegen“, berichtete der DSGV-Präsident.

Es sei aber anzunehmen, dass mit Wiedereinsetzen des Insolvenzrechts Ausfälle auftreten würden. Die Sparkassen würden dies dank guter Eigenkapitalausstattung bewältigen. Schleweis mahnte jedoch, sich personell darauf einzurichten, dass der Bedarf an aktivem Forderungsmanagement bald höher liegen könnte als in den letzten zehn Jahren.

Als zentrale Herausforderung nannte Schleweis den immensen Einlagenzufluss. „Die Sparquote hat sich auf 20 Prozent quasi verdoppelt.“ Aufgrund der Zinssituation sei die beste Lösung für die Kunden die Anlage ihrer Gelder in Wertpapiere. Schleweis betonte: „Das hat in der Gruppe hohe Priorität – und dafür brauchen wir begeisterte und gut ausgebildete Berater“.

 

DSGV Präsident Helmut Schleweis wirbt für eine klare Orientierung an der Realität des Marktes – und an den Kernwerten der Sparkassen.

 

Corona geht, Niedrigzins bleibt

Die Pandemie dürfe die Sparkassen jedoch nicht von den Zukunftsaufgaben ablenken. Insbesondere neue Wettbewerber am Markt seien sehr effizient aufgestellt, „dieser Herausforderung müssen wir uns annehmen.“ Bei allen vertrieblichen Erfolgen sei daher ein deutlicher Kostenabbau in den Sparkassen notwendig, um den Freiraum für dringend notwendige Investitionen zu schaffen.

Das Ziel sei, den Ausbau der digitalen Angebote und die dazugehörige Infrastruktur immer aktuell zu halten, erläuterte der DSGV-Präsident.

Im Verhältnis brauche es in den Sparkassen „mehr Hände am Geschäft“. Einsparungen in den Stäben und im Back-Office seien möglich, wenn diese Aufgaben zu marktgerechten Preisen aus dem Verbund zugeliefert würden. Dies setze dort Strukturveränderungen voraus.

Empathie und Sinn der Arbeit

Entscheidend sei, gemeinsam als Verbund die Kundenschnittstelle aktiv zu besetzen. „Dafür brauchen wir nicht nur effiziente, sondern auch emphatische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Diese Menschen müssten gewonnen und gehalten werden. Schleweis erinnerte daran, die Gemeinwohlorientierung der Sparkassen stärker im Recruiting einzusetzen.

„Sparkassen gibt es, um Menschen ein finanziell selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.“ Dieser soziale Kern könne um die Aspekte der Nachhaltigkeit erweitert werden. So seien die Sparkassen gefordert, ihren Platz im ökologischen Umbau der Wirtschaft zu behaupten. Der DSGV habe den Sparkassen dazu Angebote gemacht, „die Sie auch annehmen dürfen“.

Gerade die Generationen Y, Z und Alpha suchten einen Arbeitgeber, der Sinn stiftet. „Wir haben ein wertegebundenes Geschäftsmodell und sollten in der Personalwirtschaft nicht nur Karrierechancen, sondern auch unsere Werte stärker herausstellen“, forderte Schleweis. „Unser Sparkassen-S kann dadurch für viele junge Menschen an Strahlkraft gewinnen“.

Die nächsten Wochen

Mit Blick auf die weiter bestehenden Beschränkungen durch Corona bat Schleweis die Personalverantwortlichen der Gruppe, für persönliche und digitale Kontakte, Austausch und Zusammenhalt in den Belegschaften zu sorgen. „Sicherlich werden wir noch lange mit dieser besonderen Arbeitssituation umgehen müssen, deshalb ist es wichtig, dass die Mitarbeiter eng verbunden bleiben und noch mehr aufeinander achtgeben.“

Nach der Pandemie müsse über vieles neu nachgedacht werden, so Schleweis. Er verwies abschließend auf Themen wie Bürogestaltung und Arbeitszeiten, Mitarbeiterbindung und Loyalität zum Arbeitgeber, Teambuilding sowie die fachliche und persönliche Weiterbildung. 

Klar sei: „Wir gehen in eine andere Zukunft, als die Vergangenheit, die wir verlassen haben.“

 

 

 

 

Anke Bunz
– 17. November 2020